Wie vereinfacht man Komplexität?
An den extremen Enden hat man drei Wege:
- Man reduziert die Leistungsvielfalt, indem man Leistungen zusammenfasst (schlecht für die Medizin)
- Man streicht Leistungen (schlecht für die Medizin)
- Man zerlegt sie an den genau richtigen Stellen in kombinierbare Einzelschritte (Baukastensystem ohne Qualitätseinbuße) - dies soll das ZLHV leisten
Komplexleistung funktioniert nur, wenn die Praxis etwas davon hat!
Sicherlich sind im Allgemeinen Praxis, Patienten und Kostenerstatter interessiert an schneller und kurzer Verwaltung, an weniger Abrechnungspositionen.
Zugleich muss die Praxis daran interessiert sein, für ihre Arbeit auch ein Honorar zu erhalten, Patienten wollen die passendsten Leistungen zu einem fairen Preis, Kostenerstatter sind an niedrigen Gesamtkosten interessiert.
Wann wirkt sich eine Komplexleistung, also eine Leistung, die andere Leistungen ggf. einschließt, in der Realität wie aus?
Beispiel GOZ 9100: Aufbau des Alveolarkamms
Der Alveolarkammaufbau kann unterschiedlich ausgeführt werden. Für die Abrechnung wurde er jedoch zu einer Komplexleistung zusammengefasst:
- Das Befestigen einer Membran ist inbegriffen,
- die Einbringen von Knochen ist inbegriffen,
- die Einsägung und die Spreizung von Knochen ebenso.
Einiges wird jedoch nicht hineingenommen:
- Das Befestigen eines Knochenblocks oder
- das Verschrauben eines Titannetzes gehören nicht dazu,
- auch nicht die Betäubung, dabei ist sie immer notwendig und vergleichsweise kleinwertig.
Lohnt es sich also, zusätzlich eine Membran einzubringen und zu befestigen? Wer diese Arbeit erbringt, arbeitet ohne Honorar, muss jedoch gleichzeitig die laufenden Praxiskosten tragen. Das ist betriebswirtschaftlich dumm, wenn es sich nicht auf andere Weise rentiert.
>>> Das Modell "Komplexleistung" funktioniert dort, wo die Behandlung erkennbar besser wird, die kurzfristigen Erfolgsaussichten steigen.